Erwartungen vs. Realität

Das Jahr 2020 haben wir uns alle etwas anders vorgestellt. Einst völlig selbstverständliche Aktivitäten, wie zur Schule gehen, reisen, arbeiten im Büro oder Treffen mit dem Team oder Freunden sind von einem Tag auf den nächsten verboten worden. Stattdessen hat sich Unsicherheit breit gemacht, Unsicherheit in Bezug auf die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Mitmenschen, finanzielle Ängste und Sorgen, ob der eigene Job sicher ist. Die Arbeitsagentur veröffentlichte am 30.04.2020 folgendes Statement:

„Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind erstmals in einem April gestiegen. Die Anzeigen für Kurzarbeit steigen auf ein noch nie dagewesenes Niveau. Und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, heute anlässlich der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg.“

Das Zitat und die detaillierte Statistik kannst Du Dir hier anschauen.

Während FRAU VERHANDELT. schon immer komplett digital läuft, hat Corona meine Tätigkeit in der „Vor-Ort“-Unternehmensberatung“ sehr stark getroffen:

Allerdings hat Panik aus meiner Sicht noch nie jemandem geholfen, sich vor der Realität zu verstecken, aber auch nicht. Während einige Firmen und Branchen durch die aktuellen Entwicklungen stark profitieren, gibt es wiederum andere, deren Einnahmen in der aktuellen Zeit gegen Null gehen und die um ihre Existenz bangen müssen. Hier seht Ihr einen Auszug der Branchen, die besonders stark getroffen sind und solcher, die besonders stark profitieren.

In diesem Artikel habe ich für Euch meine besten Tipps zum Umgang mit Corona in Bezug auf Gehalts-und Honorarverhandlungen zusammengefasst:

Schritt 1: Status Quo & potenzielle Förderungen verstehen

Zuallererst gilt es zu klären, wie du finanziell aufgestellt bist. Wie lange kommst du im Notfall ohne Einnahmen aus? Wie ist die Situation bei deinem Arbeitgeber oder Auftraggebern? Hast du als Selbstständige Anspruch auf die Soforthilfe? Als Angestellte auf Arbeitslosen-Geld? Oder sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige im Notfall, die Grundsicherung?

Zu wissen, wie lange du finanziell stabil bist ohne laufende Einnahmen oder einen Job, wird dir eine gute Entscheidungsgrundlage bei Verhandlungen bieten.

Schritt 2: Prüfe vor jeder Verhandlung deinen Plan B

Definiere vor jedem Verhandlungsgespräch dein konkretes Ziel: Möchtest du in erster Linie einfach Einnahmen, weil es sonst mit der Miete knapp wird oder eine Steigerung deines Gehalts/Honorars? Beides sind legitime Ziele.

Durchdenke im Vorfeld deinen Plan B – was machst du, wenn du dein Ziel nicht erreichst? Hast du weitere gute Optionen, dann kannst du dich im Gespräch entsprechend verhalten, geht es dir erstmal darum deine Miete zahlen zu können, solltest du weniger Risiko eingehen.

Schritt 3: Dein Marktwert hat sich nicht verändert, nur weil gerade Corona ist

Wenn du ins Gespräch gehst, solltest du deinen Marktwert und deine Ziele kennen. Gehe bitte nicht ohne Grund von dir aus runter, nur weil gerade Corona ist, nicht allen Branchen/Firmen geht´s schlecht, wie du beispielsweise hier siehst.

Bedenke: Wann immer du einen besseren Verdienst bekommst und diesen sparst oder investierst, verschaffst du dir Optionen, Ruhe und Puffer.

Bei guter Leistung ist es nicht unverschämt, nach einer Gehaltsanpassung zu fragen, das schlimmste, was du zu hören bekommen könntest, ist ein Nein. Wer nicht fragt, gewinnt nicht.

Schritt 4: Mindset-Work – Bleib kreativ und flexibel

Wenn sich alles um uns herum verändert, ist kaum ein Skill so sehr gefragt, wie Flexibilität. Was könntest du also ganz konkret tun?

  1. Deine Dienstleistung als Selbstständige digitalisieren
  2. Vorübergehend mal nicht den “Traumjob” machen
  3. Überlegen, welche Skills du noch hast und wie du sie verkaufen kannst

Was mir persönlich hilft:

  • 6-Min-Tagebuch
  • Meditieren
  • Joggen
  • Digitales Weintrinken mit Freundinnen
  • Gute-Laune-Musik

Am allerwichtigsten ist, dass du dir die Frage stellst, wie du das schaffst und nicht ob.

Schritt 5 : Überlege dir, was du außer Gehalt/Honorar noch verhandeln kannst – 10 Ideen

Sollte es deinem Auftraggeber oder Arbeitgeber aufgrund von Corona nicht möglich sein, dir eine Gehaltserhöhung oder Honorarerhöhung trotz deiner guten Leistung zu geben, kannst du weitere Punkte verhandeln:

1. Weiterbildungen (auch digital)

2. Unternehmens-Anteile

3. Stundenreduktion bei gleichem Gehalt

4. Home-Office auch nach Corona

5. Co-Working-Platz

6. Sichtbarkeit

7. Kindergärten-Beiträge

8. 600 € Zuschuss für Dienstleister (Pflege oder Babysitter) steuerfrei

9. Neue technische Geräte

10. Unterstützung (Azubi, Praktikant/in etc.)

….

Es gibt nichts, was nicht verhandelbar ist – wie schaffst du eine Win-Win Situation? Warum nützt es deinem Gegenüber auf deine Forderung einzugehen?

Bleib‘ am Ball und lass‘ dir alles schriftlich geben.

Wie sind deine aktuellen Erfahrungen mit Verhandlungen in Zeiten von Corona? Lass es mich in den Kommentaren wissen.